Katholische Kirche
Die Kirche von Weinheim, d.h. die heutige katholische Kirche, wird 962 zum erstenmal urkundlich erwähnt: Kaiser Otto der Große (936-972) bestätigte das Kloster St. Maximin zu Trier als Grund- und Kirchenherr der Kirche zu Weinheim. In diese Zeit reicht
wenigstens der untere Teil des romanischen Turmes zurück.
Der Besitz des Gotteshauses wurde dem Kloster bis ins 12. Jahrhundert immer wieder durch Papst und Kaiser bestätigt. Der Schutzpatron der Kirche ist auch heute noch St.Gallus, dessen Bild früher zum Ortssiegel gehörte. Er war wohl auch als Ortspatron angesehen worden. Gallus hatte als iro-schottischer Mönch im 7. Jahrhundert bei Franken und Alemannen missioniert. Als sein Todesjahr wird ungefähr 451 angenommen. Ein Galluspatrozinium findet sich im süddeutschen Raum, im Elsaß und in der Schweiz in 231 Kirchen. Nach Steitz reicht das Patrozinium des heiligen Gallus bis ins 10. Jahrhundert zurück. Es sei wohl auf Anregung des Erzbischofs Hatto I. von Mainz (891-913), des früheren Abtes von Reichenau in sieben gottesdienstlichen Stätten der Erzdiözese Mainz errichtet worden: Groß-Umstadt, Heßloch, Lengfeld, Mainz, Rockenberg, Urberach und Weinheim.
Um 1300 wurde der gotische Chor der Kirche errichtet. 1481 wurde die Kirche einer umfangreichen Renovierung unterzogen, vor allem mit der doppelgeschoßigen spätgotischen Kapelle des "Heimersheimer Meisters". Die Jahreszahl ist auf dem Tragstein einer Gewölberippe eingemeiselt. Zwei weitere Konsolen zeigen je einen schönen Männer- und Frauenkopf (der Meister und seine Frau ?). Eine geschnitzte Bank, Rest eines Chorgestiihls, von 1496 nennt als "Werk"-Meister den berühmten Falckener von Abensberg, der auch in Bechtolsheim und vor allem in Kiedrich gearbeitet hat. Eine Grabplatte von 1499 in der Kirche nennt den Namen des Pfarrers Konrad Schieffeld. Vermutlich handelt es sich dabei um den Initiator der umfangreichen Renovierung.
Bei der Kurpfälzischen Kirchenteilung 1706 wurden entsprechend der Konfessionsverteilung in der Kurpfalz auf dem Land die Kirchen - auf der geographischen Ebene des Dekanats - im Verhältnis 5/7 zu 2/7 zu Gunsten der Protestanten aufgeteilt. Eine Kommission entschied jeweils, ob die vorhandenen Kirchen fortan simultan oder katholisch werden sollten. In Weinheim fielen Kirche und Pfarrhaus den Katholiken zu und damit auch die entsprechenden Pfarrgüter und Zehnten. Die Bau- und Reparaturpflicht blieb, wie seit dem 16. Jahrhundert, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts unter die Zehntherrn und die bürgerliche Gemeinde Weinheim derart verteilt, daß die Zehntherrn für Kirche und die
bürgerliche Gemeinde für den Turm zuständig waren.
Das katholische Gotteshaus wurde 1739 / 40 gründlich umgebaut, vor allem die Seitenschiffe. Weitere Renovierungen erfolgten u.a. 1852, 1913, 1955 und 1971 bis 1973. 1766 wurde das Pfarrhaus neu gebaut. Die seelsorgliche Betreuung der Katholiken von Weinheim
erfolgte im 18. Jahrhundert durch das Kapuzinerkloster Alzey.
Die letzte Renovierung der Kirche fand im Jahr 2001 statt. Unter Anderem wurde der bis Mitte des
20. Jahrhunderts vorhandene Mittelgang in der Kirche wiedergeschaffen.
QUELLEN
Jubiläum der St. Galluskirche Weinheim 1481-1981
Werner Konrad, Kirchengeschichte von Weinheim, in : Festschrift 100 Jahre Ffw Weinheim, S.37 f
Karl Müller, Geschichte und Kirchengeschichte von Weinheim bei Alzey, Offenheim 1975